Wie hat es uns gefehlt – uns von Filmen in unterschiedliche Welten entführen zu lassen, unseren Hunger nach einem neuen Theaterstück zu tilgen oder uns unser ganz eigenes Lieblingsstück in unserem Lieblingsmuseum anzuschauen. Drei ganz unterschiedliche Geschichten sollen im Folgenden versinnbildlichen, welch großen Stellenwert die Kultur in unserem Leben einnimmt – wie sehr wie sie vermisst haben ...
Vorhang auf! Die Flucht in eine andere Welt
Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal im Kino war – auf jeden Fall ist es viel zu lange her. Für mich als leidenschaftlichen Cineasten wuchs die Sehnsucht nach einem besonderen Filmerlebnis außerhalb meiner kleinen Sofawelt in den letzten eineinhalb Jahren von Monat zu Monat. Denn Filme werden fürs Kino gemacht! Oft wird das Lichtspielhaus als ein Ort dargestellt, in dem Träume wahr werden. Und für mich stimmt das auch. Nur hier, in der Dunkelheit der Kinosäle, entführen uns Filme in die verschiedensten Welten: Atemberaubende Bilder im großen Format mit einnehmendem Sound und in besonderer Atmosphäre – das gibt es so nur hier. Deshalb war die Freude groß, als es hieß, die Kinos öffnen wieder. Allerhöchste Zeit, denn wann war es dringender, in eine andere Welt entführt zu werden als jetzt? Die Pandemie hat so manches verlangsamt, aber vieles auch beschleunigt. So auch den Sog der Streamingdienste. Nun fast schon zwei Jahre haben wir zu Hause vor dem Fernseher gesessen und uns alles angeschaut, was die Plattformen zu bieten haben. Damit ist der Zauber des Streamens erst einmal vorbei! Es ist allerhöchste Zeit, Filme wieder außerhalb der eigenen vier Wände als Event zu erleben, sie mit anderen Menschen zu teilen und sich im Anschluss darüber auszutauschen. Durch die letzten Monate ist mir ganz klar bewusst geworden, wie sehr ich eine lebendige Kinolandschaft brauche und das Kino für mich einen unverzichtbaren Bestandteil von Kultur bedeutet. Es ist für mich Emotion, es schafft Vielfalt und Mitgefühl, regt zum Denken an und ist damit unweigerlich ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Aber genug der vielen Worte, denn nun heißt es für mich: Vorhang auf für den neuen James Bond! Nicht nur ich, sondern auch er musste lange warten.
Text: Alexander Martin
Was für ein Theater!
Aufgrund der Corona-Situation blieb mein Lieblingsausgleich zu Beruf und Familie in den letzten Monaten weitgehendst auf der Strecke.
In einem kurzen Zeitfenster ergatterte ich mit meiner Freundin 2 Theaterkarten im Stollwerk. Über einen guten Freund bekam ich den Tipp für ein Theaterstück auf den Poller Wiesen. Dies war für mich das kulturelle Highlight des Jahres. Es regnete zwar in Strömen, doch weder Schauspieler*innen noch Gäste ließen sich davon beirren. Der Hunger nach Theater auf beiden Seiten war zu groß, um das Stück abbrechen zu lassen.
Ich selber war lange Jahre Mitglied in einem Improvisation-Frauen-Theater. Anfragen für Auftritte wurden seit 2 Jahren nicht mehr gestellt. Gott sei Dank war dies nur ein Hobby und ich musste nicht davon leben, mich nicht davon ernähren.
Welche Alternative statt Theater gibt es für mich? Ich tue mich schwer, Kraft, Energie und geistigen Ausgleich durch andere Dinge zu erhalten. Doch – um ehrlich zu sein – ohne Theater fehlt mir etwas sehr Wesentliches in meinem Leben. Zurzeit lese ich Bücher. Auch so tauche ich ein, in eine Welt der Kunst – Lesekunst. Es ersetzt nichts, es ist eine Krücke für meine Leidenschaft – das Theater.
Nun öffnen wieder die Spielstätten. Ich bin bereit und mutig, jedoch nicht übermütig. Ich beginne mit dem Besuch kleiner Spielstätten. Wie ein kleines Kind, mit einem Lächeln im Gesicht, steige ich in die Bahn und fahr meiner Sehnsucht entgegen. Theater – du hast mich wieder. Beseelt und ausgeglichen hat der Alltag mich zurück.
Text: Petra Mokry
Lieblingsstück
Die Stadt Köln und ihre Museen – in mancher Hinsicht sicher auch ein besonderes Thema. Soll man eine Stiftung annehmen? Eventuell sogar ein Gebäude dafür errichten? Oder wie steht es mit der Fertigstellung der Archäologischen Zone? Und wie hoch sind dann eines Tages die stetig wachsenden Gesamtkosten? Von derartigen Fragen gibt es ganz sicher noch viele, auch wenn gerade werbewirksam die 2. Ausgabe einer Hochglanz-Zeitungsbeilage zu den Kölner Museen erschien.
Lassen wir die Stadtpolitik beiseite. Ich möchte mich auf meine persönlichen Museumbesuche beschränken. Einige Jahre lang hatte ich das Vergnügen, in kleinem Kreis einmal monatlich eine Führung durch eine gerade hier aktuelle Ausstellung zu erleben. Diese Führungen wurden sehr sachkundig und kompetent von einer Kunsthistorikerin aus Essen geleitet, die nun leider in den Ruhestand gegangen ist. Sie hat mir aber für viel Schönes im Museum Ludwig und Käthe-Kollwitz-Museum die Augen geöffnet. Mir hilft immer ein solch persönlicher "Augen-Öffner" bei Gemälden, Fotos, Skulpturen sehr. Ihnen vielleicht auch? Und wenn es keine Person sein kann, greife ich gerne auf Audio-Führungen zurück und lasse mich auf diese Art leiten. Diese Möglichkeit kommt hoffentlich bald bei den jetzt möglichen Museumsbesuchen wieder, denn lange Zeit mussten wir uns auf virtuelle Rundgänge beschränken.
Bei meinen Museumsbesuchen habe ich mir angewöhnt, mir – manchmal bei einem 2., verkürzten Rundgang in umgekehrter Richtung – mein Lieblingsstück auszusuchen und das dann in Gedanken mit nach Hause zu nehmen. Mit ganz viel Glück ist es im Begleitheft / Katalog abgebildet oder als Postkarte erhältlich.
In diesem Sinne: wie wäre es vielleicht mit einem Besuch der aktuellen Ausstellung im Museum Ludwig? Der geteilte Picasso – der Künstler und sein Bild in der BRD und der DDR (bis zum 31.01.2022)?
Text: Helga Weiß
Fotokredit: sandrobrezger, Quelle: photocase.de