Pfarrnachrichten
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Der Katholische Friedhof auf der Sonderburger Straße in Köln-Mülheim, wo sonst Angehörige um ihre Verstorbenen trauern, ist der Arbeitsplatz von Vanessa Wesseling.
  
Seit wann arbeiten Sie schon als Friedhofsgärtnerin, und wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Jetzt im November sind es genau 5 Jahre, seit ich hier arbeite und mich in den elterlichen Betrieb einbringe. Nach 16 Jahren Gastronomie, die selten mal stressfrei waren, zog es mich nach Köln in meine Heimatstadt zurück. Zu diesem Zeitpunkt suchte mein Vater für seinen Friedhofsbetrieb einen neuen zuverlässigen Angestellten. Die Zeit für etwas Neues war reif, die Herausforderung reizte mich, und ich habe quasi „hier“ gerufen. Ein neues Kapitel in meinem Leben wurde aufgeschlagen. So führe ich, natürlich mit meinem Vater zusammen, mittlerweile in der fünften Generation diesen Gärtnereibetrieb fort. 
  
Was sind Ihre Aufgaben als Friedhofsgärtnerin?
Der Vertrag meines Vaters mit der Kirchengemeinde St. Clemens und Mauritius beinhaltet u.a. die Position „Friedhofs-Instandhaltung“ d.h. die vorhandenen Hecken und Sträucher schneiden, das Leeren von Papierkörben, Laubarbeiten im Herbst, dazu Wegepflege und im Winter die Hauptwege schneefrei halten. Dazu kommt das „alleinige Recht der Beisetzung“. Dieser Passus im Vertrag ist wahrscheinlich deutschlandweit einzigartig, d. h. wir sind für das Öffnen und Schließen einer Grabstätte zur Beisetzung eines Verstorbenen verantwortlich. 
  
Die andere Seite betrifft die Selbständigkeit als Friedhofsgärtner. Hier werden mit dem Kunden Pflege-Vereinbarungen, was die einzelnen Grabstätten angeht, getroffen. Hinzu kommen Erstaufmachungen, Grabhebungen oder zu einem späteren Zeitpunkt dann auch eine Neuanlage des Grabes. 
  
Manche Menschen haben ein ungutes Gefühl, wenn Sie auf dem Friedhof sind. Wie ist das bei Ihnen? 
Meinen Sie damit eine gewisse Angst vor dem Überfallen-Werden oder, dass Ihnen jemand die Handtasche vom Arm reißt? Das kann Ihnen auf den größeren Friedhöfen in Köln, am Wiener Platz oder hier im Stadtgarten genauso passieren. In früheren Zeiten war sicher dieses ungute Gefühl weniger von Belang, da sich einfach mehr Friedhofsbesucher hier aufhielten. Ich persönlich habe kein ungutes Gefühl, auch wenn ich schon mal alleine hier bin. 
  
Macht man sich mehr Gedanken um den Tod, wenn man selbst auf dem Friefhof arbeitet?
Sicherlich habe ich mir in früheren Zeiten weniger Gedanken über den Tod gemacht als heute, wo ich jeden Tag damit konfrontiert werde. Zumal es in den letzten Jahren in der eigenen Familie einige Todesfälle zu beklagen gab, wo das eigene Begreifen oft an Grenzen stieß und Antworten fehlten. 
  
Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?
Kreativität! Kein Tag ist wie der andere. Ich muss mich jeden Tag neu erfinden. Täglich an der frischen Luft, ein kleines Schwätzchen mit dem ein oder anderen, das hat schon was. Außerdem haben wir hier ein wunderbares Betriebsklima. 
  
Machen Sie jede Grabbepflanzung individuell?
Ja, wir gehen auf die individuellen Wünsche unserer Kunden ein, und somit ist jedes Grab ein Unikat für sich, auch wenn Sie im Sommer z. B. auf vielen Gräbern eine Beet Bepflanzung mit Begonien sehen. Da ist einfach Pragmatismus gefragt. 
  
Ein Tipp zum Schluss: Was sollte man bei der Grabpflege auf jeden Fall beachten?
Gruppierung heißt das Zauberwort, nicht einfach hier und da was pflanzen. Ordnung schaffen! Zur Pflege zählt auch ein regelmäßiges Schneiden des Bodendeckers, je häufiger je besser und je nach Lage des Grabes eine entsprechende Bepflanzung wählen. Aber sprechen Sie einfach mit dem Friedhofsgärtner Ihres Vertrauens. Da wird Ihnen geholfen. 
  
Dieses Interview führte Zdenko Barbaric

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