Pfarrnachrichten
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Zum 2. Mal in Folge wird in diesem Jahr die Durchführung der Mülheimer Gottestracht ausgesetzt. Es gibt eine alte Theaterweisheit: Eine Premiere, die zweimal verschoben wird, gilt als endgültig abgesetzt. Die Frage ist berechtigt: Hat die Gottestracht ihren Platz in der „neuen“ Wirklichkeit nach Corona?

Nach wie vor gibt es viele Zeitgenossen, die auf eine Rückkehr in die sogenannte „Normalität“ setzen. Irgendwann, so glauben sie, wird der Spuk ein Ende haben. Dann liegt man sich bei Großveranstaltungen wieder in den Armen und hat jede Distanzerfahrung vergessen: „The show must go on“. Es ist der Glaube an die Machbarkeit jeder Zukunft, an die Berechenbarkeit aller Lebensbereiche, an den ewigen Fortschritt, der sich in dieser Parole ausdrückt.

Diesen Fortschrittsoptimismus teile ich nicht; ich halte ihn für wirklichkeitsfremd. Das Leben zeichnet sich aus durch Brüche. Irgendwann ist eine Neuausrichtung unumgänglich, um nicht am „Althergebrachten“ zu ersticken.

Und da sind wir in der Gegenwart. Diese ist geprägt von Unsicherheiten. Was erwartet uns am Ende der Pandemie? Was können wir heute über die zukünftige Wirklichkeit sagen? Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen, welche Form die Mülheimer Gottestracht in der Zukunft haben wird. Darüber entscheidet auf keinen Fall der weitere Pandemieverlauf. Gottestracht hat dann eine Zukunft, wenn es gelingt, ihren Inhalt in die Öffentlichkeit zu tragen. Und diese zeigt sich als religiös indifferent.

Die Gottestracht der Zukunft ist eine Herausforderung: für die Mitglieder des Pastoralteams und der Gremien, nicht zuletzt für die vielen Ehrenamtlichen im Helferkreis. Und diese Herausforderung ist verbunden mit einer Anfrage an die Bistumsleitung: Sollen sich an der Kostenbeteiligung die Geister scheiden? Die Gottestracht hat eine Zukunft, wenn wir auf ein „weiter so“ verzichten und sie als erneuertes Angebot vorstellen: Gott ist gegenwärtig - in den Straßen und Häusern Mülheims, bei den Menschen auf dem Rhein.

An der Frankenwerft liegen die Schiffe der Köln-Düsseldorfer Rheinschiffahrt; am 22. Mai sollen sie wieder starten. Wünschen wir der Reederei eine gesicherte Zukunft.

Christian Weinhag, Pfr.


 

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