Schließlich handelt es sich hier um 'das' Gebet aller Christen schlechthin, und daran kann doch nichts Gefährliches sein? Die Antwort hängt davon ab, ob wir uns bewusst sind, was wir da beten und es nicht nur sagen, sondern auch meinen. Schauen wir mal: "Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme ..." So weit, so gut, aber dann heißt es "... dein Wille geschehe ..." und eben nicht: "_mein_ Wille geschehe". Wollen wir das wirklich? Bringen wir das Vertrauen auf, Gott unser Leben in die Hände zu legen und ihm zu überlassen, was er damit macht? Kennen wir nicht alle die Versuchung, zu beten "dein Wille geschehe" und zu meinen "mein Wille geschehe"? Piet van Breemen schrieb einmal sinngemäß, eine Schwierigkeit des Glaubens bestünde darin, Gott Gott sein zu lassen, und ich stimme ihm da zu. Wir wissen es nicht besser als Gott, und das hat auch den befreienden Aspekt, dass wir es auch gar nicht müssen. Lassen wir Gott Gott sein und beschränken uns darauf, Menschen zu sein, dann haben wir schon einen wichtigen Punkt unseres Glaubens verstanden.
Ihr P. Thomas